Prozessualisierung der Kunst

Der Weg ist das Ziel, der Prozess ist entscheidend, nicht das Resultat. Diese Idee, die sich nicht zuletzt auch in prozessualen Kunstformen wie Aktionskunst, Performance, Happening manifestiert, führt zu einer Umkehrung des Kunstverständnisse.

Die schöpferische Arbeit bezieht in eben dem Maße ihre Zweckhaftigkeit und Struktur aus der Ausrichtung auf das Ergebnis, wie dieses aus jener Arbeit, insoweit sie auf diese Weise ausgerichtet ist, seine Abgeschlossenheit. Wird diese Wechselbeziehung gestört, verlieren beide Teile ihre Sinnhaftigkeit.

Nicht nur kommt die Idealisierung des Prozesses der naiven Neugierde des Kunstliebhabers entgegen und ermutigt den Dilettanten in seinem selbstherrlichen Unvermögen; nicht nur beginnt das eigentliche Werk sich jeder Objektivierbarkeit, Beurteilbarkeit, wenn man so will: Betrachtbarkeit zu entziehen, sobald der Entstehungsprozess an sich eine semantische Aufwertung erfährt: Denn hinter jedem sinnlosen Fabrikat steht jetzt eine zumindest vorgeblich sinnhafte, „authentische“, „politische“, „kritische“ Vorgängigkeit. Was zählt, ist nunmehr das Narrativ des Prozesses; das Produkt ist letztlich entbehrlich. Das Konzept erzählt von den großartigen Ideen des Künstlers, von denen er sich während der Arbeit leiten ließ, davon, wohin er gereist ist, was er gelesen und gegessen und mit wem er geschlafen hat.

Der Arbeitsprozess wiederum, semantisch überladen, verliert seine technisch bestimmte Eigentümlichkeit und damit gerade dasjenige, was ihn gegenüber anderen, endlosen Sinngebungszwängen unterworfenen Tätigkeiten abhebt.

Zuletzt ist der Weg nicht das Ziel geworden, sondern nur ziellos.